Der heutige Sonntag in der Zugspitzliga bot für unsere erste Mannschaft Spannung vom Feinsten – auch abseits der Wahlurnen, welche die Mehrheit unserer Mannschaftsspieler schon vor dem Auswärtsmatch bei den Schachfreunden Windach aufsuchten. Dass das Match trotz der Bundestagswahl stattfand, war nicht ganz selbstverständlich: immerhin drei der fünf für heute eigentlich angesetzten Begegnungen in der Zugspitzliga wurden nach Absprache auf einen anderen Termin verlegt. Für uns und für Windach war aber eine Verlegung im Vorfeld kein Thema, sodass uns der heutige Tag ein bißchen mehr Disziplin als sonst üblich abverlangte.
Da die Mannschaftskämpfe der Erwachsenen im Schachkreis Zugspitze des Sonntags immer schon um 10 Uhr früh beginnen, hieß es also für alle heute: früh aufstehen, um pünktlich um 8 Uhr die Stimme bei der Bundestagswahl abzugeben, um dann um kurz vor 9 Uhr am Treffpunkt für die Fahrgemeinschaft in Wolfratshausen zu sein, und dann rechtzeitig um kurz vor 10 Uhr ausgeschlafen (!) an den schwarz-weißen Brettern, die für uns die Welt bedeuten, in Windach am Ammersee zu sitzen. Das hat auch bei uns wirklich gut geklappt; leider aber nicht bei dem Spieler am ersten Brett von SF Windach, der unglücklicherweise verhindert war. Aus schachlich-sportlicher Sicht sehr schade, aber gut für uns, denn so lagen wir schon bei Beginn des Matches mit einem kampflosen Punkt für Felix Beck 1:0 in Führung.
Und es gelang uns, diese Führung mit den nächsten am Brett entschiedenen Partien auszubauen: es gewannen unser Mannschaftsführer Dr. Klaus Grießbach sowie Hans Höbart, während Renato Wittstadt bald ein Remis zum Punktekonto beisteuern konnte. Kurz darauf mußte allerdings Niels Hamann, der von seinem Gegner schließlich überspielt wurde, leider die Waffen strecken. Nun stand es also 3,5 zu 1,5 bei noch drei laufenden Partien. Der nächste Sieg würde einen Mannschaftssieg, bzw. ein Remis zumindest ein Mannschafts-Unentschieden bedeuten; beides würde uns entscheidend dabei helfen, den Abstand zum bedrohlichen unteren Tabellenende aufrecht zu erhalten. Aber die restlichen Partien standen alles andere als eindeutig; die Stellungen waren wirklich kompliziert und umkämpft, und an jedem der drei Bretter schien jedes Ergebnis möglich. So hielt die Spannung, die für alle im Raum zu greifen war, noch fast zwei Stunden an!
Unser Vorsitzender Matthias Schmidt kämpfte an Brett 4 mit einer Minus-Qualität, aber zunächst zwei Mehrbauern noch lange um den halben Punkt, verteidigte sich zäh und versuchte, mit Springer und König eine Festung zu bauen, mußte aber dann doch erst einen, dann den zweiten der Bauern wieder hergeben und sich letztendlich der sehr guten Endspielführung seines Gegners geschlagen geben.
Ebenfalls ein sehr spannendes Endspiel hatte der Berichterstatter Peter Schneider auf dem Brett: hier war es ein Leichtfigurenendspiel (zwei Springer gegen Springer und Läufer) mit beiderseitig vier Bauern, das für Peter eine zeitlang leicht schlechter stand, weil der Gegner auf dem Damenflügel schon einen Freibauern gebildet hatte. Aber Peters aktive Königstellung rettete die Partie: nach dem Abtausch des ersten Leichtfigurenpaares konnte Peter mit einem Bauerndurchbruch auf dem Königsflügel den verbleibenden gegnerischen Springer zurückzwingen, der nun Peter Freibauern aufhalten mußte, dann opferte sich Peters Springer gegen den ersten verbleibenden Bauern des Gegners, und der König „pflückte“ den verbleibenden a-Bauern. Übrig blieb eine Stellung mit Peters König allein gegen König und Springer des Gegners – aber ein Mehr-Springer allein kann den Sieg nicht erzwingen: Remis!
Damit war das Mannschafts-Remis gesichert! Aber es war tatsächlich eine Viertelstunde später, obwohl es zunächst gar nicht so aussah, noch mehr drin: am zweiten Brett gelang es Reinhold Pohle nach einem großartigen Kampf in einer verwirrend komplexen Partie, seinen starken Gegner zu besiegen und damit unserer ersten Mannschaft einen tollen 5:3 Auswärtssieg zu bescheren! Eine super Leistung, Reinhold, Bravo!
Der Ausgang am Schachbrett, und dass wir als Sieger wieder nach Haus fahren würden, stand also gegen 15:30 Uhr fest. Das exakte Ergebnis der Wahl wird aber wohl noch etwas auf sich warten lassen; voraussichtlich bis Montag früh morgens, wenn die Bundeswahlleiterin das amtliche Endergebis verkünden wird. Für alle, die die sich entwickelnden Hochrechnungen also die Nacht über noch verfolgen wollen, dauert das spannende Wochenende noch etwas an.
Übersicht: Mannschaftsstatistik Zugspitzliga