Christoph Humburg (links am Brett) gelang ein schöner und wichtiger Sieg

Im Endspurt der Zugspitzliga hatte unsere erste Mannschaft heute die Schachfreunde Bad Tölz zu Gast. Die Ausgangslage vor der Begegnung war klar: mit einem Sieg könnten wir uns aller Abstiegssorgen entledigen, während die Tölzer ihrerseits dringend einen Sieg gebraucht hätten, um noch theoretische Aufstiegschancen zu haben. Favorit waren dabei die Tölzer, die mit einer sehr starken Besetzung anreisten: insbesondere die beiden Nachmeldungen an den Brettern sieben und acht, Titelträgerin (WFM = Women FIDE Master) Hannah Kuckling mit DWZ 2090 (!) und Tobias Finke mit DWZ 1978 hätten von der Spielstärke her eigentlich an den Brettern zwei und drei spielen können, und nicht etwa ganz hinten.

Trotz dieser deutlichen Favoritenrolle der Gäste lief die Begegnung im Verlauf sehr ordentlich für unsere Erste: nach und nach ergaben sich nach spannenden, aber ausgeglichenen Partieverläufen an den vorderen Brettern Remisen, so bei Felix Beck (Br. 1), Reinhold Pohle (2) und Michael Humburg (3). Am siebten Brett könnte Hans Höbart in einer interessanten und abwechslungsreichen Partie zwar recht lange mit seiner starken Gegnerin mithalten, mußte sich dann aber schließlich doch der international erfahrenen WFM Kuckling beugen und die Waffen strecken. Hingegen gelang es Peter Schneider an Brett 8 mit den weißen Steinen, seinen 320 DWZ-Punkte stärkeren Gegner mit der Wahl einer betont spannungsarmen und geradezu langweiligen Eröffnungsvariante im Vierspringespiel quasi einzulullen und ihm am Ende in einem völlig ausgeglichenen Turm-Endspiel ein Remis abzutrotzen.

Mehr los war aber dafür bei Renato Wittstadt (5) und Christoph Humburg (Br. 6, siehe Beitragsfoto oben): beide konnten ihre Gegner nach ausgezeichneter Partieanlage im Endspiel besiegen! Somit war der Stand kurz dem Ende nun 4:3 für uns, nur die Begegnung von Clubchef Matthias Schmidt an Brett vier lief noch, und sollte über den Gesamtausgang entscheiden. Und das war ein wirklich nervenaufreibendes Drama für sich.

Matthias Schmidt (r. am Brett) kämpft um den halben Punkt

Bemerkenswert an dieser letzten Partie war eine völlig untypische Disbalance im Material, die sich aus dem Partieverlauf ergeben hatte und die man so nur selten in einer Turnierpartie sieht: Matthias lag mit Turm und zwei Bauern gegen die drei Leichtfiguren + Bauer seines Gegners materiell im Hintertreffen und stand somit eigentlich objektiv auf Verlust. Davon ließ er sich aber keineswegs irritieren oder sich gar die Laune verderben, und er machte seinem Gegner nach Kräften alle möglichen praktischen Schwierigkeiten, seine Gewinnstellung zu realisieren.

Schließlich erlaubte es eine Nachlässigkeit seines mittlerweile arg genervten Gegnes, in ein Endspiel mit König allein gegen König, Läufer und Springer abzuwickeln. Unter den theoretischen, technischen Endspielen ist dies für die stärkere Seite zwar gewonnen, aber die Mattführung ist sehr schwierig und auch langwierig. Bei bestem Gegenspiel braucht die Partei mit Läufer und Springer 34 Züge für die Mattführung, aber jede einzelne Abweichung vom optimalen Plan kann dazu führen, daß sich der Lösungsweg um 10 oder gar 12 Züge verlängert. Somit besteht die Hoffnung für die schwächere Seite darin, daß der Gegner den schwierigen, optimalen Weg entweder nicht kennt, oder diesen in der Aufregung der Partie-Endphase nicht findet, so dass über die 50-Züge-Regel ein Remis reklamiert werden kann. An diesem Endspiel sind in der Praxis tatsächlich auch schon Grossmeister gescheitert!

Matthias Gegner Dr. Peter Vogt (mit den schwarzen Steinen, rechts am Brett, grübelt: wie treibt man den weißen König in die richtige Ecke?

Und so kam es dann, zu unserem Glück, auch tatsächlich: Dr. Peter Vogt gelang die Mattführung nicht, und so konnte Matthias nach über sechs Stunden Spielzeit im 126. Zug die Überschreitung der 50-Züge-Regel und somit auf Remis reklamieren. Damit hatten wir diesen aufregenden Mannschaftskampf knapp und gegen Ende ein wenig glücklich, aber trotzdem nicht unverdient mit 4,5 zu 3,5 gewonnen. Wir halten damit die Zugspitzliga; für die SF Bad Tölz hat sich damit hingegen die Aufstiegshoffnung dieser Saison erledigt.

Hier nun für alle interessierten Schachfreunde die gesamte Partie mit diesem hochinteressanten Endspiel zum Nachspielen:

Und hier die Brett- und Mannschaftsstatistik des bisherigen Saisonverlaufs in der Zugspitzliga 2024/25.

5
0